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Fahrsimulatoren

Über die Sinnhaftigkeit und den Kostenaspekt von
Fahrsimulatoren in der Ausbildung von Fahranfängern

Fahrsimulatoren tauchen seit einiger Zeit hier und da in Fahrschulen auf. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit deren Einsatzes insbesondere unter Kostenaspekten bei der Ausbildung von Fahranfängern der Klassen B und A wird kontrovers diskutiert. 
Die häufig versprochenen Einsparungen bei den Ausbildungskosten und verkürzten Ausbildungszeiten sind fragwürdig und wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Entsprechende Werbeaussagen von Fahrschulen sind unseriös und irreführend. Sie werden von der Wettbewerbszentrale regelmäßig abgemahnt:


Fahrsimulatorwerbung mit Kostenersparnis IRREFÜHREND


Fahrsimulatoren können eine Fahrausbildung ergänzen, leider lassen sich praktische Fahrstunden damit aber nicht ersetzen. Das liegt schlicht und einfach daran, dass die Realität durch nichts zu ersetzen ist oder anders gesagt nichts realistischer ist als die Realität (praktische Fahrstunden).

Die entscheidenden Faktoren und Umstände (Beschleunigung, Geschwindigkeit, Komplexität, Ernstsituation, zeitkritische Entscheidungen, ...) lassen sich aufgrund der derzeit eher 'simplen' Hardware-Technik selbst mit VR-Elementen (Virtual Reality, siehe Immersion, Plausibilität, Interaktivität und Wiedergabetreue; Quelle: Wikipedia) wie Brillen gänzlich nicht abbilden. Das ist auch der Grund warum bei Menschen die Simulatorkrankheit auftritt, bei der den Nutzern übel wird.
Ein Schwerpunkt der heutigen Fahrschul-Fahrsimulatoren liegt hauptsächlich auf einigen wenigen Aspekten am Anfang der Ausbildung, beispielsweise wo die Gänge liegen. Wichtige grundlegende Dinge wie Zielbremsungen und Schwungverhalten sowie Geschwindigkeitsgefühl und Einflüsse der physikalischen Umwelt fehlen vollständig. Damit fehlt die Grundlage zur Vermittlung der eigentlichen, wichtigen Inhalte die auf diesen Grundlagen aufbauen. Dieser Umstand ist vergleichbar mit den Fahrversuchen auf einem Verkehrsübungsplatz. Die Fahranfänger stellen immer fest, dass das Fahren auf einem Verkehrsübungsplatz sehr wenig mit dem Realverkehr gemeinsam hat und das 'Üben' dort zwar in der Regel nicht wirklich schadet, aber auch keine Fahrstunden einspart sowie die Wahrscheinlichkeit des Bestehens der praktischen Prüfung nicht signifikant erhöht. Es kann dort einzig der singuläre Aspekt der Fahrzeugbedienung teilweise angesprochen werden. Laut Fahrschülerausbildungsordnung müssen aber weit höhergelegene Ziele erreicht werden: ein geübtes, regelkonformes, sicheres, partnerschaftliches, verantwortungsvolles und umweltbewusstes Fahrverhalten. Diese Problematik trifft ebenfalls auf die Fahrsimulatoren zu.
Neben den in Aussicht gestellten Kosteneinsparungen wird auch beschrieben der Simulator nehme den Fahranfängern die Angst und den Stress am Anfang der Ausbildung. Wird die praktische Ausbildung von der Fahrschule/dem Fahrlehrer verantwortungsvoll und kompetent geplant und durchgeführt kommt auch ohne vorherigen Simulatoreinsatz am Anfang in den ersten Fahrstunden kein Stress auf. Erstens ist der Fahrlehrer jederzeit der verantwortliche Fahrzeugführer, zweitens besitzt er die Kompetenz den Schwierigkeitsgrad und die Ausbildungsinhalte dem Ausbildungsstand anzupassen. Wenn das aus welchen Gründen auch immer nicht der Fall sein sollte hilft da auch ein Simulator nicht da dann auch in der späteren Ausbildung bzw. Prüfung immer wieder Stress aufkommen wird.
Ein weiteres Problem der momentanen Fahrschul-Fahrsimulatoren ist, dass die Anschaffungskosten und die Kosten des Unterhaltes und der Organisation trotz fehlender aufwändiger VR wie etwa in der Pilotenausbildung erheblich sind und über die Fahrschulpreise erwirtschaftet werden müssen. Andererseits ist die Technik der heutigen Fahrschulsimulatoren naturgemäß so begrenzt aufwändig, dass dies in keiner Weise mit dem professionellen Einsatz bei der Ausbildung von Piloten oder ähnlichem vergleichbar ist. Bei vielen in Fahrschulen genutzen Simulatoren muss zwingend auch spezielle entsprechende Lernsoftware vom Fahrschüler dazugekauft werden damit der Simulator funktioniert.
Nach unserer Meinung trifft hier genau die aus der Lebenserfahrung stammende Erkenntnis zu, dass Theorie und Praxis zwei ganz verschiedene Dinge sind. Wir stellen täglich fest, dass theoretisch verstandene Inhalte in der Praxis nicht funktionieren und nur durch das praktische Tun und dessen Wiederholung in der Realsituation unter dem Einfluss der vielen in kurzer Zeit zu verarbeitenden und auf den Fahranfänger einströmenden Informationen und der zu treffenden Entscheidungen sich nach und nach verbessern (Beispiele: Schleifpunkt, Schulterblick, Geschwindigkeitsanpassung an Kurven, usw.). Das ist dann das, was Fahrstunden genannt wird. Schlußendlich kommt dann noch hinzu dass praktische Prüfungen sehr oft nicht daran scheitern dass das Wissen (Theorie) nicht vorhanden ist, sondern es unter Druck durch zu wenig Übung/Automation in der Realsituation nicht sicher abgerufen werden kann. Auch die Darstellung der Prüfungssituation ist mit einem Simulator schlicht nicht annähernd möglich.
Fazit:
Praxisstunden können durch nichts ersetzt werden, Prüfungssicherheit kann nur durch praktisches Fahren erlangt werden

Am besten ginge das mit hinten rechts im Auto sitzenden Personen (z.B. Elternteile) in einer realen Fahrstunde, so wie wir es unseren Fahrerlaubnisbewerbern für die Reife- und Teststufe empfehlen.
Viele Fachleute sind genau wie wir der Meinung dass die Fahrausbildung und damit die Sicherheit von Fahranfängern (Überleben und Gesundheit) besser durch MEHR PRAXIS in mehreren Phasen (Mehrphasenausbildung) auf echten Strassen und mit verpflichtenden Fahrsicherheitstrainings verbessert werden kann, wie es andernorts teilweise schon mit Erfolg umgesetzt wurde.
Dieser Meinung schließen wir uns uneingeschränkt an. Daraus folgt die eindeutige Empfehlung insbesondere auch im Kosten/Nutzenverhältnis statt Simulatorstunden besser reale Fahrstunden zu machen.